Das Heilige Jahr in Rom
Die römisch-katholische Kirche feiert im nächsten Jahr das Heilige Jahr, auch Jubiläumsjahr genannt. Alle 25 Jahre findet dieses Ereignis im Vatikan statt und die ganze Stadt Rom ist einbezogen.
Ihr plant euren nächsten Rom Urlaub im Heiligen Jahr? In unserem YouTube Video findet ihr 10 wichtige Tipps für die Planung.
Aber was genau ist eigentlich das Heilige Jahr? Hier ein paar Facts zum ersten Überblick:
- Das Jubeljahr gibt es seit 1300 und es wurde von Bonifatius VIII. ausgerufen
- ursprünglich sollte das Heilige Jahr alle 100 Jahre gefeiert werden, doch der Abstand wurde immer weiter verringert und seit 1475 wird es alle 25 Jahre gefeiert
- Der Papst gewährt den Gläubigen bei Erfüllung bestimmter Bedingungen einen vollständigen Ablass ihrer Sünden
2025 werden laut Vatikan-Schätzungen circa 30 Millionen Pilger in der Hauptstadt Italiens erwartet. Die Römer und die sonstigen Touristen bekommen das schon jetzt zu spüren, denn überall wird gebaut und umgebaut. Die Stadt Rom arbeitet in Zusammenarbeit mit dem Vatikan schon seit vielen Monaten daran, alles bestens vorzubereiten. Dem Papst ist es wichtig, dass es vor allem ein geistliches Ereignis wird und die Pilger als bessere Menschen wieder heimkommen und die Welt zu einer besseren machen.
In diesem Artikel wollen wir euch aber erstmal die Geschichte vom Heiligen Jahr erzählen.
Alles fing vor mehr als 700 Jahren an, als Papst Bonifatius VIII mit der „Bulle Antiquorum habet fida relatio“ am Fest der Kathedra Petri das erste Heilige Jahr ausrief. Ein Fest der Geburt Jesu Christi, das alle 100 Jahre stattfinden sollte. Alle Gläubigen, die in jenem Jahr in Rom die Sakramente der Buße sowie der Eucharistie empfingen und die Heiligen Pforten der Apostelkirchen durchschritten, konnten den vollkommenen Ablass für all ihre Sündenstrafen erhalten. Die Initiative des Papstes diente lediglich dazu, das Interesse der Gläubigen nach Rom zu kommen zu formalisieren und zu lenken, den Strom zu regulieren und das Umherziehen einzudämmen. Als Antwort auf die Bitten der Gläubigen, die sich in der Silvesternacht 1300 auf dem Petersplatz versammelten und um Ablass baten, rief Bonifatius dann das erste Heilige Jahr aus.
Nach knapp 34 Jahren ordnete Papst Clemens VI die Wiederkehr eines Heiligen Jahres nach jeweils fünfzig Jahren an; Papst Urban VI setzte die Zeitspanne im Jahre 1389 auf 33 Jahre herab. Daraufhin wurden in rascher Folge 1390, 1400, 1413, 1423 und 1450 Heilige Jahre gefeiert.
1450 wird auch das „Goldene Jahr“ genannt- in diesem Jubeljahr profitierten einträglich nicht nur Gastwirte, Bankiers und Kaufleute vom Zustrom der Pilger, sondern auch die Kassen von Cosimo de' Medici, dem päpstlichen Schatzmeister. Papst Nikolaus V. war der erste, der einführte, dass diejenigen, die nicht nach Rom pilgern konnten, Ablässe gegen Geld erhalten konnten. Wenn es für die römische Wirtschaft ein glückliches Jahr war, so war es für die Pilger, die von einer Pestepidemie und einer Tragödie auf der Engelsbrücke heimgesucht wurden, weit weniger glücklich. In dem Gedränge und - wie es scheint - wegen einiger wilder Pferde brach Panik unter der Menge aus, und viele der Gläubigen wurden erdrückt oder stürzten in den Tiber. Etwa 200 Menschen starben.
1470 setzte Papst Paul II. unabänderlich fest, dass Heilige Jahre ab 1475 alle 25 Jahre begangen werden sollten, damit auch jede Generation die Möglichkeit bekam, ein solches Ereignis mitzuerleben. Zugleich wurden die Hauptkirchen festgelegt.
Der Höhepunkt der Korruption wurde im Heiligen Jahr 1500 erreicht, das von dem umstrittenen Papst Alexander VI Borgia ausgerufen wurde. Trotz der Skandale, die sein Pontifikat kennzeichneten (auch durch zahlreiche Eingeständnisse der Vaterschaft), führte das Kirchenoberhaupt ein strenges religiöses Zeremoniell ein und führte die Öffnung der Heiligen Pforte in den vier Jubiläumsbasiliken ein (Petersdom, Lateranbasilika, St. Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore).
Seit diesem 8. Heiligen Jahr kam es zu dem Ritus, der noch heute besteht: am Heiligabend des Vorjahres öffnet der Papst im Petersdom die sonst verschlossene Heilige Pforte, eine massive Marmorplatte, feierlich mit mehreren Schlägen eines goldenen Hammers. Und damit wird am 24. Dezember das nächste Heilige Jahr offiziell eröffnet. Bis dahin werden wir Ihnen alle Informationen rund um das Thema in der Jubiläumsstadt Rom geben, damit Sie auch bestens auswählen können, wann Sie sich das mit eigenen Augen bei einem Besuch anschauen wollen.
Jetzt erstmal zurück zur Geschichte und zu ein paar weiteren Kuriositäten und Anekdoten.
So fand die Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom für das Jubiläum 1600 mit einer Woche Verspätung statt: erst am 31. Dezember 1599, weil Papst Clemens VII. am Heiligabend an einem Gichtanfall erkrankt war. Dieses Jubiläum stand ganz im Zeichen der Frömmigkeit. Es war jedoch auch das Jahr der öffentlichen Verbrennung von Giordano Bruno auf dem Campo de' Fiori, der als Ketzer vom Inquisitionstribunal verurteilt worden war.
Spiele, allegorische Umzüge, Illuminationen und Ausschweifungen verschiedener Art prägten lange Zeit das Rom der Jubiläen. Vielleicht ist dies der Grund, warum mehrere Jubiläen unter dem Vorzeichen von Verboten eröffnet wurden.
Im Jahr 1725 verbot Benedikt XIII. das Lottospiel, war aber nachsichtiger gegenüber denjenigen, die im Petersdom Tabak konsumierten. So leisteten sich selbst Priester in der Kirche Tabak zu schnupfen, eine Tat die bisher die Exkommunikation zufolge hatte. Bereits Urban VIII. hatte 1625 den Dienern Gottes dieses Laster untersagt.
1675 bekräftigte Clemens X. das bereits ein Jahrhundert zuvor von Gregor XIII. formulierte Verbot, Wohnungspreise zu erhöhen um die Bürger zu vertreiben und Platz für Pilger zu schaffen.
Die große Zahl an Pilgern brachte Probleme bei der Verwaltung mit sich: Es kam häufig zu großen Menschenansammlungen. Selbst Dante erinnert sich im Gesang XVIII “Von der Hölle” daran, dass die Römer auf der Engelsbrücke, die lange noch Aeliusbrücke hieß, Gegenverkehr einrichten mussten, um gefährliche Staus zu vermeiden.
Die eigentlichen Probleme waren jedoch Hygiene und Volksgesundheit. Es ist kein Zufall, dass zahlreiche Jubiläen von heftigen Epidemien, insbesondere der Pest, begleitet wurden.
Im 16. Jahrhundert wurde in Rom eine spezielle Kommission eingerichtet, die verhindern sollte, dass Pilger die Stadt ohne ein spezielles "Gesundheitszeugnis", ein Herkunftszertifikat aus einem pestfreien Land, betraten.
1875 fand das Jubiläum wie geplant statt, obwohl der Kirchenstaat wenige Zeit vorher ins Königreich Italien eingegliedert worden war. Die Feierlichkeiten verliefen verhalten, und die Bulle, mit der das Heilige Jahr eröffnet wurde, prangerte "schwerwiegende Kalamitäten der Kirche und dieses Jahrhunderts" an.
Pius IX., der aus Protest gegen die piemontesischen „Usurpatoren" freiwillig als Gefangener im Vatikan lebte, nahm an keiner Eröffnungszeremonie teil, und es gab in diesem Jahr keine offizielle Feier. Allerdings gewährte der Pontifex denjenigen, die bestimmte Kirchen besuchten und gute Werke verrichten, einen vollkommenen Ablass ihrer Sünden.
Das Jubiläum 1950 war das erste Jubiläum, bei dem die Pilger mit dem Flugzeug anreisen konnten, und die Auswirkungen waren deutlich zu sehen. In jenem Jahr strömten mehr als 2,5 Millionen Menschen nach Rom, ein echter Rekord.
Apropos Modernität: Im Jahr 2000 hat Papst Johannes Paul II. den Ablass auch auf diejenigen ausgedehnt, die die Feierlichkeiten über Radio und Fernsehen verfolgten.
Bereits 1350 schrieb der Historiker und Chronist Matteo Villani, dass während des Jubiläums "die Römer alle zu Hoteliers wurden", und beklagte die geringe Fürsorge, die jene den müden Pilgern widmeten, die gezwungen waren, sogar für ein bisschen Essen zu kämpfen.
Sicherheitsprobleme waren schon immer Begleiter der Jubiläumsveranstaltungen. In der Vergangenheit bestand die Bedrohung nicht aus Terroristen, sondern in Schurken, Dieben und Räubern, die sich in den Menschenmassen und auf dem Weg nach Rom versteckten. In den 1500er Jahren war die Via Cassia beispielsweise von den Räubern der Familie Corsi bevölkert. Im Jahr der Borgias wurden einige Räuber öffentlich auf der Engelsbrücke erhängt.
Und das Jubiläumsjahr 2025? Man rechnet, wie gesagt, mit 30 Mio. Pilgern. Alle weiteren Aspekte wie die Sicherheit der Stadt, die kommerzielle Seite und wer alles in Rom davon profitieren oder darunter leiden wird, wie auch alle organisatorischen Aspekte von Seiten des Vatikans, das und viel mehr werdet ihr in den nächsten Monaten auf dieser Seite finden – die Deutsche Römerin lässt euch auch im Heiligen Jahr nicht im Stich!
Quelle
https://www.focus.it/cultura/storia/10-curiosita-storiche-sui-giubilei
von Elisa Peduto, 23.02.2024