Wie ist es mit dem Rollstuhl in der Ewigen Stadt?
Während die einen den Rollstuhl nur von außen betrachtet als ein Hilfsmittel zur Fortbewegung wahrnehmen, bedeutet es für Betroffene die größte Freiheit und zugleich die größte Grenze. Das Gefährt ermöglicht es Menschen mit Gehbehinderung am täglichen Leben teilzuhaben und sich gemeinsam mit Fußgängern fortzubewegen. Doch immer wieder stoßen Rollstuhlfahrer an Grenzen: das Fehlen von Rampen, zu hohe Bordsteine oder zu kleine Toiletten sind die Realität. So wird auch ein Urlaub immer wieder auf ein neues zu einer Herausforderung, die deutlich mehr Planung erfordert, als Gehende gewöhnt sind. Von der Anreise zum Urlaubsziel, über die Unterkunft bis hin zu den Möglichkeiten vor Ort muss alles stimmen. Vor einer Stadt wie Rom, die für ihre antike Bauweise und die gute Erhaltung des historischen Stadtbildes bekannt ist, schrecken folglich viele zurück.
Als einer der ersten Ansprechpartner für verschiedenste Touristen aus dem deutschsprachigen Raum haben wir schon häufiger mit Rollstuhlfahrer zusammengearbeitet. Was sonst als ein Service für Andere gemacht wurde, betraf Annett plötzlich selbst: “Aufgrund eines Skiunfalls war ich … selbst auf den Rollstuhl angewiesen…”
Was war die größte Herausforderung für dich? “Meine Vespa stehen zu lassen! Ich bin eine sehr aktive Person; immer mobil - ob, ich Gruppen durch die Ewige Stadt führe oder schnell vom Vatikan zum Kolosseum muss. Die Zeit im Rollstuhl hat mich sehr eingeschränkt und war eine große Umgewöhnung. Nach und nach konnte ich aber trotz Rollstuhl wieder die Schönheit Roms erkennen.”
Unsere Empfehlungen und Tipps
Doch sogar jetzt zog Annett den besten Nutzen aus der ungewohnten Situation und testete, Rom mit dem Rollstuhl zu erleben. Schaut doch mal bei unserem YouTube-Video dazu vorbei: https://youtu.be/M2eoU_Pxc0M
Der Vorteil davon? Das Deutsche Römerin Team kann jetzt deutlich gezielter auf betroffene Kunden eingehen. Wir haben euch unsere besten Empfehlungen zusammengestellt.
Hotels, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind, sind unter diesem Link zusammengefasst: https://www.disabilinews.com/hotel-per-disabili-roma/. Dort findet ihr auch viele weitere hilfreiche Informationen zu eurem Romaufenthalt mit Rollstuhl.
Allgemeine Schwierigkeiten, auf die ihr in Rom stoßen könntet, sind hohe Bordsteine und holprige Pflastersteine, welche der Stadt zwar ein schönes Bild verleihen, aber durch die Rollstuhlfahrer auf Hilfe angewiesen sind. An der ein oder anderen Stelle fehlen außerdem Rampen oder Lifts.
Allerdings können wir euch zumindest ein stückweit beruhigen: Annett hat die Menschen in Rom überwiegend als sehr hilfsbereit und freundlich wahrgenommen - man findet immer jemanden der euch gerne unterstützt.
Der Toilettenbesuch in Rom auf öffentlichen Plätzen kostet in der Regel für alle Nutzenden 1€. Die ein oder andere dieser Toiletten hat einen rollstuhlfahrerfreundlichen Zugang, sofern die Fahrstühle funktionieren. Unter diesem Link sind sie zusammengefasst: http://www.060608.it/it/accoglienza/utilita/bagni-pubblici/p-stop.html. Wir empfehlen euch eher in den Museen oder sogar Kettenbars wie McDonald's, großen Bekleidungsgeschäften wie Rinascente, Zara und Einkaufszentren Toiletten zu besuchen, weil diese gesetzlich über barrierefreie Toiletten verfügen müssen. Als Kunde in Kaffees und Restaurants hat man ebenfalls freien Zutritt zur Toilette, sofern vorhanden. Fragt vor dem Platznehmen am besten, ob ein für Rollstuhlfahrer begehbares Klo verfügbar ist. Apropos Restaurantbesuche: auch dafür haben wir eine Empfehlung für euch, nämlich das Vivi Bistrot an der Piazza Navona, welches für Rollstuhlfahrer problemlos zugänglich ist und über eine ebenso barrierefreie Toilette verfügt. Die Antica Hostaria al Vantaggio ist eine zentralgelegene Pizzeria in der Nähe der Via del Corso, welche gute Bewertungen hinsichtlich vieler Pizzen und freundlicher Mitarbeiter hat. Ebenfalls in einer Nebenstraße der Via del Corso liegt die Osteria del Tempo Perso (Via Belsiana, 94 -95, 00187 Roma RM), bei der ihr leckere Pizzen in schönem Innenbereich essen könnt.
Wenn es nur ein Kaffee oder Snack sein sollen liegen das La vita è un Mozzico sowie Il Caffè Dietro L'Angolo Roma (Via Laurina, 32, 00187 Roma RM) in der Nähe der Piazza del Popolo. Diese Adressen sind für Rollstuhlfahrer problemlos besuchbar.
Zwar sind in der Innenstadt nicht alle Lokale restauriert, aber wenn ihr anruft und nachfragt bekommt ihr die notwendigen Infos und findet sicher einige Optionen, bei denen ihr mit Rollstuhl speisen und unter Umständen auch die Toilette aufsuchen könnt.
Die italienische Küche ist zwar ein Highlight, aber ihr wollt als Tourist in Rom sicherlich mehr als nur Essen, Toiletten und Hotel. Deshalb haben wir euch auch alle Infos über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Roms und deren Barrierefreiheit zusammengestellt.
Das Kolosseum bietet für Besucher mit Schwerbehindertenausweis, unabhängig des Behindertengrades, freien Eintritt. So auch für eine Begleitperson, die nicht im Ausweis eingetragen sein muss. Reservieren solltet ihr euer Ticket trotzdem online im Voraus (oder ihr bucht eine Tour bei uns und wir kümmern uns, um das richtige Ticket) und natürlich euren Ausweis dabeihaben.
Das Forum Romanum ist für euch über die Via dei Fori Imperiali zugänglich. Die Kapitolinischen Museen, das Pantheon oder die Galleria Borghese sind ebenfalls barrierefrei.
Im Vatikan erhaltet ihr eure Eintrittskarte direkt an der Kasse ohne anstehen zu müssen. Die Begleitperson muss hier im Ausweis vermerkt sein und hat gratis Eintritt bei einem Behinderungsgrad ab 76%. Die vatikanischen Museen haben aber ihre eigenen Rollstühle für euch.
Annett, was ist denn deine ganz persönliche Empfehlung? “Definitiv das Monument Vittorio Emanuele II, welches über einen Fahrstuhl verfügt mit dem ihr auch als Rollstuhlfahrer auf das Dach des Bauwerkes kommt und einen atemberaubenden Ausblick über die ganze Stadt habt.”
Weitere barrierefreie Museen sind unter diesem Link zu finden: https://www.museiincomuneroma.it/it/footer/accessibilita_e_usabilita.
Doch die wahrscheinlich wichtigste Frage haben wir bisher nicht beantwortet: Wie kommt man mit dem Rollstuhl von A nach B, um die rollstuhlfahrerfreundlichen Angebote überhaupt nutzen zu können?
Für die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln in Rom gibt es alle aktuellen Informationen auf italienisch und englisch bei Atac: https://www.atac.roma.it/en/utility/transport-accessibility. Die Metro verfügt nur über wenige barrierefreie Stationen, der regelmäßige Betrieb von Treppenliften und Aufzügen ist nicht gewährleistet. Die Linien B und C sind etwas besser ausgestattet als die Linie A.
Außerdem muss der volle Ticketpreis bezahlt werden, es gibt keine Sonderregelungen. Welche Busse über eine Rampe verfügen, erkennt ihr durch blaue Symbole auf dem Schild an den jeweiligen Haltestellen. Der NCC ist der römische Taxidienst schlecht hin und ihr könnt ihn unter der Nummer +39 06-3570 erreichen und angeben, dass ihr ein rollstuhlfahrerfreundliches Fahrzeug benötigt. Bei uns hat das auch ohne vorherige Reservierung reibungslos funktioniert.
Na Annett, was ist dein Fazit? Würdest du Rollstuhlfahrern empfehlen, die Ewige Stadt zu besuchen? “Auf jeden Fall! Lasst euch nicht davon abschrecken, dass Rom eine sehr alte Stadt ist. In einem Rollstuhl sitzen zu müssen kann schon sehr deprimierend sein - lasst euch nicht dadurch weiter einschränken und genießt die Schönheit der Ewigen Stadt!”
Worauf sollte man im Vorfeld achten? “Habt einen stabilen Rollstuhl mit dickeren Vorderreifen. Die Pflasterseine der römischen Gehwege können schnell sehr gefährlich werden.”
Verfasst von Laura Kaltschmidt im Juli 2023
