Die italienischen Weihnachtskuchen einmal richtig erklärt
In Italien ist es üblich in der Weihnachtszeit einen ganz bestimmten Kuchen zu essen. Es werden keine Plätzchen oder Lebkuchen genascht. Auf der Weihnachtstafel wird Panettone oder Pandoro serviert.
Schon mal gehört?
Der Panettone kommt ursprünglich aus Mailand, hat inzwischen aber ganz Italien erobert. Er besteht aus einem weichen Teig und ist mit kandierten Früchten und Rosinen garniert.
Der Pandoro hat hingegen seinen Ursprung in Verona. Er wird aus Hefeteig gebacken. Häufig ist der Pandoro bei Kindern viel beliebter, da sie die kandierten Früchte meist nicht so mögen.
Und was ist der beliebtere Kuchen?
Das kann leider nicht ganz leicht beantwortet werden. Gern streiten sich die ein oder anderen Familienmitglieder bei der Frage, welcher denn der bessere Weihnachtskuchen wäre. Dann bleibt die Lösung einfach immer die, beide Kuchen auf dem Tisch zu stellen, damit auch wirklich jeder Gast, der während der Weihnachtszeit vorbeischaut, seinen Lieblingskuchen zum Naschen bekommt. In unserem weihnachtlichen YouTube-Video haben wir mal in Rom nachgefragt, wer eigentlich welchen Weihnachtskuchen in der Weihnachtszeit lieber isst.
Woher stammt diese Tradition?
Den genauen Ursprung dieser beiden Süßigkeiten zu bestimmen, ist gar nicht so einfach.
Am 14. Oktober 1894 erfand Domenico Melegatti den weichen Pandoro und ließ ihn patentieren. Es wird jedoch vermutet, dass er eigentlich noch älter ist, da er dem „Nadalin“ sehr ähnelt, einem Kuchen, dessen erste Version sogar schon im 13. Jahrhundert überliefert ist, als die Familiendynastie der Scaligeri in Verona herrschte.
Von der Stadt im Veneto führt unsere Geschichte in die lombardische Hauptstadt, zur Geburtsstunde des Panettone. Die Legende besagt, dass der Panettone im 15. Jahrhundert in Mailand am Hof von Ludovico Maria Sforza, genannt der Moro, erfunden wurde, und zwar aufgrund eines Fehlers des Kochs, den der Küchenjunge Toni beheben musste. Um einen misslungenen Teig auszugleichen, wurde ein Hefeteig verwendet, dem schmackhafte Zutaten wie Sultaninen, kandierte Früchte und Zucker zugesetzt wurden, die mit Mehl und Eiern zu einem weichen Teig verarbeitet und nach einer langen Gehzeit im Ofen gebacken wurden. Das Ergebnis begeisterte die Sforza-Herrschaften, die den Kuchen zu Ehren von Toni „Pan de Toni“ nannten, daher der heutige Name Panettone.
Seit ihrem umstrittenen Ursprung unterscheiden sich die beiden Torten auch durch ihre Form
Der Panettone ist schon immer rund gewesen. Der berühmte Rahmen, der durch die dunkelbraune und goldene Papierform entsteht, wurde erst in den 1920er Jahren hinzugefügt, als Angelo Motta die Form, wie wir sie heute kennen, endgültig festlegte. Tatsächlich war der Panettone ursprünglich niedriger. Seine heutige Form erhielt er in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als er an den Höfen der Savoyer in Norditalien populär wurde.
Im Gegensatz dazu zeichnet sich der Pandoro seit jeher durch seine achtzackige Sternform aus, die ihn an sich schon unnachahmlich macht. Wie sein Konkurrent war auch dieser Kuchen nicht immer so hoch, zumindest nicht, bis Melegatti ihn patentierte. Der Nadalin war in der Tat niedriger, auch weil er mit einer köstlichen Glasur verziert wurde, die seinen Sauerteig beeinträchtigte.
Viele Italiener lieben es, ihn horizontal in Scheiben zu schneiden und so zu servieren, dass die weihnachtliche Sternform erhalten bleibt. Ein Päckchen Puderzucker findet man normalerweise auch in der Schachtel. Um diesen richtig auf dem Pandoro zu verteilen, gibt es einen einfachen Trick: Einfach den Inhalt der Packung auf den Kuchen im Plastikbeutel schütten, den Beutel mit den Händen verschließen und ein paar Mal in der Luft kreisen lassen. Und voilà, der Panettone ist weiß bedeckt, als ob Schnee darauf gefallen wäre – für italienische Kinder, die oft gar keinen Schnee kennen, ein richtiger Weihnachtszauber.
Heute findet sich eine riesige Vielfalt im Supermarkt
Man kann sagen, dass sich Panettone und Pandoro immer mehr verfeinert haben. Es gibt nach wie vor die klassischen Varianten mit zwei großen Unterschieden: Sultaninen und kandierte Früchte bei der ersten Variante und deren Fehlen zugunsten eines köstlichen Vanillearomas bei der zweiten. Immer beliebter werden jedoch überarbeitete Versionen, die beide mit neuen Zutaten versehen sind. Nicht selten findet man Panettone-Torten, die mit verführerischen Schokoladensplittern überzogen sind, und Pandoro-Torten, die mit Gourmet-Cremes angereichert sind.
Die großen Fabrikmarken, wie die der Erfinder dieser Weihnachtskuchen (Melegatti oder Motta) und viele weitere, kann man heutzutage in jedem Supermarkt ab Oktober/November finden, auch in Deutschland. In Rom, wie auch in jeder anderen italienischen Stadt, gibt es außerdem viele Bäcker, die diese Weihnachtskuchen frisch backen. Sie konkurrieren oft um den Preis für den besten Panettone oder Pandoro Italiens. In jeder Stadt spricht sich schnell herum, wo man den besten Weihnachtskuchen kaufen kann. Also haben wir uns informiert und geben euch noch ein paar Tipps, wo ihr in Rom hervorragend einen guten Panettone oder Pandoro kaufen könnt.
Panettone und Pandoro findet ihr z. B. hier:
- Roscioli Caffè Piazza Benedetto Cairoli (Camp de Fiori)
- Beppe e i suoi formaggi - Via Santa Maria del Pianto, 9° (Jüdisches Viertel)
- Cresci - Via Alcide De Gasperi, 17 (Vatikan)
- Le Levain - Via Luigi Santini, 22-23 (Trastevere)
In unserer Blog-Kategorie Kulinarisches Rom haben wir übrigens noch weitere leckere Tipps für euren nächsten Rom-Besuch.
Wir wünschen euch einen guten Appetit und eine schöne Weihnachtszeit!
verfasst von Elisa Peduto im Dezember 2022