Gärten und Parkanlagen der Ewigen Stadt
4250 Hektar oder 42.5 Km2. Das ist die Summe der Grünflächen innerhalb der römischen Stadtgrenze. Die grüne Seele Roms sind die Gärten und Parkanlagen, inmitten der Wohngebiete und in der unmittelbaren Umgebung des Zentrums.
Als ich vor vielen Jahren nach Rom zog, ist mir der Reichtum an Natur sofort aufgefallen.
Obwohl ich, als Karlsruher, aus einer Stadt komme, die mitten in einen Wald gebaut wurde. Doch hier dreht es sich nicht um eine Stadt mit 300 000 Einwohnern, sondern um die Hauptstadt Italiens, die größte im Land mit knapp 3 Millionen Bürgern.
Das empfinde ich heute noch als beachtlich.
Die üppige Präsenz der Natur im unmittelbaren Lebensraum steigert die Lebensqualität der Stadtbewohner
Besonders in Zeiten wie diesen, in der die Auswahl an Beschäftigungen eingeschränkt ist, sind die Naturschutzgebiete, Gärten und Parkanlagen ein willkommenes Mittel gegen Trübsal. Die Römer strömen geradezu ins Grüne, bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Und für alle ist etwas dabei. Man kann in den großen Parkanlagen Roms, die einst zu den Landsitzen der Adelsfamilien gehörten, spazieren gehen. Oder mit Freunden im Schatten antiker Wasserleitungen im Parco degli Acquedotti picknicken. Man kann entlang der Via Appia durch die Zeit reisen. Oder einfach nur das Panorama genießen, vom Janushügel oder dem Parco Regionale Urbano Pineto. Der Ausflug aufs Land ist für den Römer oft nur einen Katzensprung entfernt.
Kirschblüten in Rom
Die grüne Seele Roms sind auch die Pinien und Platanen. Jeder kennt sie, und sieht man diese Bäume an anderen Orten, erinnert man sich sofort an seinen letzten Aufenthalt in unserer Stadt.
Im Frühling jedoch stiehlt die Pracht der in Blüte stehenden Bäume den alten "Wächtern" das Rampenlicht.
Der Judasbaum, dessen Blüten in intensivem Purpur die Hänge des Palatins schmücken. Die Glyzinien, auch Blauregen genannt, die in den Gassen von Trastevere die Eingänge umranken und deren Duft einen fast benommen macht. Und auch die japanische Blütenkirsche hat sich in vielen Ecken Roms durchgesetzt und eingelebt. Ihre zartrosa Blüten schmücken den botanischen Garten und den Seepark im E.U.R.
Die schönsten Kirschblüten hat der Prunus Serrulata - die japanische Kirsche
Einmal im Jahr erblüht er, und wenn die Schönheit seiner Blüte, die Sakura, ihre Perfektion erreicht hat, wird sie vom Wind verweht. Als Symbol der Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens wird die Sakura schon seit dem achten Jahrhundert in Japan gefeiert, mit Hanami (jap. “Blüten betrachten“), bei uns bekannt als das Kirschblütenfest. Die Römer und die japanische Gemeinschaft feiern das Hanami im Parco Centrale del Lago. Dieser Seepark liegt im Stadtviertel E.U.R., in dem, ganz anders als im Rest von Rom, die rationalistische, moderne und zeitgenössische Architektur zu bewundern ist.
Die Gegend um den Park entstand am Ende der 50er Jahre in Vorbereitung der olympischen Sommerspiele von 1960.
Nobusuke Kishi, der japanische Premierminister auf Staatsbesuch in Rom, spendete 1959 dem neuen Park die ersten japanischen Kirschen. Der Baumbestand wird seitdem gepflegt und regelmäßig erneuert.
Dieses Jahr fällt Hanami in Rom leider aus. Doch wir können den Film „Kirschblüten Hanami“ von Doris Dörrie, ein gefühlvoller Film über die Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens anschauen. Gleichzeitig freuen wir uns schon darauf, nächstes Jahr mit euch, mit Picknickdecke, Sushi und Sake bewaffnet Hanami zu feiern.
Der "Orto Botanico" von Rom
Im Botanischen Garten Roms hingegen kann man sich nicht nur an Kirschblüten, Judasbäumen oder Blauregen erfreuen.
Eine Vielzahl prächtiger Farben und frischer Grüntöne lädt hier zum Verweilen und Erforschen ein.
Südlich vom Vatikan und nördlich des Zentrums von Trastevere, also in der Nähe des Tibers steht der Palazzo Corsini. Ein wunderschöner Palast mit einer phänomenalen Kunstsammlung. Zurzeit befindet er sich im Umbau, und ist aus diesem Grund nicht besuchbar.
Der Garten des Anwesens ist dennoch geöffnet. Dort befindet sich der botanische Garten der Fakultät für Landschafts- und Gartenarchitektur der Sapienza Universität. Wer ihn besucht, kommt aus dem Staunen nicht raus. Eine Oase der Schönheit und des Friedens, 12 Hektar groß, mitten in der Stadt. Spazierend wechselt man von einer Landschaft in eine andere. Durch einen mediterranen Wald, an japanischem Riesenbambus und einem Farntal vorbei, und durch bunte Rosengärten, kann man über 3000 Pflanzenarten bewundern.
Im Kräutergarten, der schon im Mittelalter von Mönchen angelegt wurde, werden Arzneipflanzen gepflegt. Manche davon sind selten oder bis auf die hier vorhandenen Exemplare, sogar schon ausgestorben.
Außerdem beherbergen noch verschiedene Gewächshäuser aus dem 19. Jahrhundert Pflanzen aus tropischen und trockenen Klimata.
All das im Schatten des Palazzo Corsini, dessen berühmteste Eigentümerin im 17. Jahrhundert lebte, die Prinzessin Christina von Schweden.
"Agaven in der hoheitlichen Badewanne"
Auch wenn das Palastinnere der berühmten Monarchin, die einst die "göttlichen Garbo“ auf der Kinoleinwand verkörperte, nicht zu besichtigen ist, können wir zumindest die Badewannen der Prinzessin bestaunen. Die stehen nämlich im Gewächshaus und dienen heute als Blumentöpfe für Agaven, Stechpalmen und Kakteen.
Verfasst von Niels Arne Dilger im Mai 2021.